Die Übersiedelung als Co-Worker ins neue – von einigen Kollegen im Aufbau befindliche – Studio, schrie nach einem Blogbeitrag und einem erstem Foto aus den Räumlichkeiten. Und um wie bei jedem Beitrag einen kleinen Tipp zu geben, dreht es sich heute dann um die Frage, wie bei Compositings feine Haarstrukturen erhalten bleiben können.
Passenderweise brauchte Andrea Imagefotos für eine geplante Lesereise. Um den Aufnahmen etwas mehr Pfiff zu geben, beschloss ich, nicht vor einem neutralen Hintergrund zu fotografieren, sondern eine unserer schwarzen Ziegelwände zu nutzen. Das klappte auch ganz gut, nur bei einem Foto mit rotem Kleid fühlte ich mich inspiriert die komplette Studioumgebung auszutauschen.
Das Motiv selbst ließ sich problemlos freistellen. Etwas kniffelig ist es immer, eine gute Perspektive für den Boden zu finden. Dafür gaben diesem die Schatten der Originalaufnahme einen realistischen Touch. Hierbei wurde einfach das Original- über das Fakebild gelegt, die Deckkraft etwas verringert und der Mischmodus „Multiplizieren“ angewandt. Und diese Methode hilft uns dann auch bei den Haaren.
Generell gilt: es ist witzlos zu versuchen, ein Motiv, welches vor dunklem Hintergrund fotografiert wurde in der Bildbearbeitung vor eine helle Wand zu setzen (und umgekehrt). Selbst wenn man es nicht mit (einzelnen) Haaren zu tun hat, wird man den Betrug an den Kanten rasch merken.
Im vorliegenden Fall wurde die freigestellte Person also vor eine dunkle Tapetenwand gegeben. Das Motiv wird dann auf zwei Ebenen aufgeteilt: in der Hinteren haben wir alle feine Härchen inklusive störendem Schwarz. Dieses wird bei der Verrechnung der Ebenen verschwinden. Vorne bleibt das Motiv, bei dem der Hintergrund (und damit auch die feinen Härchen) komplett ausmaskiert wurde.
Das Ganze im Detail:
A: die feine Haarstruktur mit dunklem Hintergrund
B: das freigestellte Motiv, dem die feinen Haarstrukturen fehlen
C: beide Ebenen gemeinsam eingeblendet
D: die untere Ebene auf den Mischmodus „Negativ multiplizieren“ gesetzt
Voilà – wir haben ein Ergebnis!
Zur Veranschaulichung und Konzentration auf den relevanten Bereich habe ich bei A das Gesicht komplett ausmaskiert. Es kann aber in der Bearbeitung gerne dabei bleiben und würde beim Multiplizieren der Ebenen einfach geisterhaft durchscheinend werden. Deshalb brauchen wir darüber Ebene B. In der Regel muss die multiplizierte Ebene auch in der Helligkeit noch ein wenig angepasst und etwas dunkler gesetzt werden.
Auf die gleiche Art und Weise habe ich auch bei meinem Bild „Der Magier“ gearbeitet – dort wurde die Person vor Weiß fotografiert und die Haarstruktur dementsprechend mit „Multiplizieren“ verrechnet.
Mit den Mischmodi haben wir in Photoshop und Co also eine Möglichkeit solch haarige Probleme rasch und unkompliziert zu lösen.