Analoges Prag

Die zwei Türme

Nachdem ich mit den Triest-Ergebnissen „meiner“ (Dank an B. für die Leihgabe) Rolleiflex Automat Modell 2 sehr zufrieden war, war es naheliegend, mit ihr eine weitere Reise anzutreten.

Gefüttert mit einem Kodak Tri-X 400 ging es diesmal nach Prag. Nach der Entwicklung hat uns der Film sehr erstaunt: wir konnten beim Scannen praktisch kein Korn entdecken. Zudem scheint er sehr gutmütig bei etwaigen Fehlbelichtungen. Entwickelt wurde zudem mit Caffenol, was zudem harmonisierend wirkt (abgesehen davon, dass man auf giftige Chemie verzichten kann).

Im letzten Beitrag habe ich auf die Eigenschaft der unvergüteten Rolleiflex-Linse hingewiesen, dass helle Bereiche zum Überstrahlen neigen; beim vorliegenden Foto „Grand Cafe Edison“ (der Stiegenaufgang des Grand Cafe Oriental) war dieses Verhalten dem Ergebnis jedoch sehr zuträglich. Das unglaublich weiche Schimmern wird hier am Bildschirm vermutlich dem Negativ bzw. der Ausbelichtung kaum gerecht – für mich eines der Lieblingsfotos der Reise.

A Day at the Opera

Sliwowitz & Spiritus

FunFair Orchestra

Streetstyle Sugarcubes

Morning under the Charles Bridge

Grand Cafe Edison

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Analoges Triest

Hotel Brioni

Nach längerer Zeit wieder ein Beitrag von mir – und wieder aus einer meiner liebsten Städte Europas: Triest. Von meiner Heimatstadt aus in wenigen Stunden erreichbar, Meereszugang und ein Hauch von k.u.k.-Monarchie. Dazu ausgezeichneten Kaffee (nicht umsonst befinden wir uns in der Heimatstadt von Illy), Pasta, Pizza und Rotwein …

Eine entschleunigte Fotoreise stand am Programm, und dementsprechend war ich mit einer Rolleiflex Automat Modell 2 (Bj. zw. 1938 und 1945) unterwegs. Eine Kamera, in die ich mich rasch verliebt habe. Für eine Dame von 70+ hat sie sich erstaunlich gut geschlagen, trotz eines Billigfilmes (Fomapan 400), mit dem sie geladen war.

Die einzige kleine Schwäche – oder nennen wir es lieber Eigenschaft – der Kamera liegt in Gegenlichtsituationen wo helle Hintergrundbereiche zum Überstrahlen neigen und ein wenig Kontrast rauben. Gut zu sehen bei dem Portrait meiner Freunde der Rockband ELBOW STRIKE (wie ich den Gitarristen Pablo kennenlernte, gibt es im letzten Beitrag nachzulesen).

Diese Eigenheit wird sich jedoch perfekt für eine anderes Foto auswirken, das es demnächst zu sehen geben wird, wenn es um „Analoges Prag“ geht.

Der Schwarm

Der Schwarm

Leucht-Turm

Leucht-Turm

Shadows & Light

Shadows & Light

Self, Triest

Self, Triest

 

Industriehafen

Industriehafen

A half of an ELBOW STRIKE

A half of an ELBOW STRIKE

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Blowing in the Wind oder Wenn die Motivklingel schellt …

pablo-01Eigentlich hatte ich gehofft, ein wenig Bora zu finden, als ich Mitte Oktober wieder einmal für ein paar Tage nach Triest fuhr; aber es war dann der Scirocco der wehte und warme, feuchte Luft mit sich brachte.

Von daher war der erste Tag von Regen geprägt, und ich kam rasch in eine Schwarz-Weiß-Stimmung, die sich in den Bildern dieser Reise niederschlug. Darin angekommen, war ich fast enttäuscht, als sich gegen Mittag des zweiten Tages wieder praller Sonnenschein durchzusetzen begann.

Am Tag meiner Abreise spazierte ich, wie üblich, noch einmal den Molo Audace hinaus, um noch einmal, meinen Gedanken nachhängend, auf das Meer zu blicken. Und dann, als ich mich umwandte, quasi bereit, die Stadt zu verlassen, sah ich einen jungen Mann mit seiner e-Gitarre auf einem Hafenpoller sitzen. Er saß in einem wunderbaren Streiflicht, seine Haare wehten im Wind und die Stadt im Hintergrund wirkte diesig und entsättigt.

Das war der Augenblick, als meine Motivklingel ansprang – Momente, denen man unbedingt nachgeben sollte, wenn man sie verspürt. Ich wusste, dass ich mir noch zehn Minuten nehmen konnte, bevor ich zu dem Bus musste, der mich in die Heimat zurückbringen sollte. Und ich nahm sie mir, und fragte freundlich, ob ich denn ein paar Fotos von ihm machen dürfe? Pablo, so sein Name, war von der Idee angetan und ich bat ihn, mich einfach zu ignorieren und zu spielen, wie er es zuvor getan hatte.

Mein Mindset war, das könnten Aufnahmen für ein Cover werden, und deshalb wurde das Bild im Endformat quadratisch. Viel mehr als ein wenig Basisbearbeitung, wie Kontraste anpassen etc., ist in der Nachbearbeitung auch nicht passiert. Im letzten Schritt wurden in der Teiltonung die Schatten ein wenig ins Violette gezogen, die Lichter minimal ins Orange.

Die Moral von der Geschichte: Wenn der Fotografiefinger juckt, hat es meist seinen Grund.

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Die Flammen sind echt …

Burning Girl Rig-shot im Plakatstyle montiert

Ein ereignisreicher Sonntag bringt mich dazu, nach langer Zeit einen neuen Blogbeitrag zu verfassen.

Das Berliner Stuntgirl Mel war auf einem Roadtrip, der sie auch nach Graz brachte, wo nicht nur Arnold Schwarzenegger herkommt, sondern auch „Burning Man“ Joe Tödtling. Mel und Joe arbeiteten u.a. an den Sets von Hitman: Agent 47 und Sense8 zusammen, und so ergab sich die Idee, wenn sie schon in der Gegend ist, könnte sie ja ihre persönliche „Feuertaufe“ erhalten.

Christian Gneißl, Peter Brandstätter, Melanie Benna, Joe Tödtling, Christina HalitzkiMit dabei war auch Stunt rigger Christian Gneißl, der u.a. für The Hunger Games, Die drei Musketiere und Eragon tätig war und der dafür sorgte, dass Mel sicher im AVbaby-Studio schwebte, während ihre Arme Feuer fangen sollten. Und so viel Photoshop sich im Titelbild auch finden mag, die Flammen waren echt.

Deshalb die Bitte: Nicht versuchen, zu Hause nachzumachen – die Jungs und Mädls sind seit Jahren im Business und wissen nicht nur, wie es geht, sondern auch, was schief gehen kann.

 

Behind the scenes:

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Die Vorleserin oder Haare schön

vorleserin

Die Vorleserin

Die Übersiedelung als Co-Worker ins neue – von einigen Kollegen im Aufbau befindliche – Studio, schrie nach einem Blogbeitrag und einem erstem Foto aus den Räumlichkeiten. Und um wie bei jedem Beitrag einen kleinen Tipp zu geben, dreht es sich heute dann um die Frage, wie bei Compositings feine Haarstrukturen erhalten bleiben können.

andrea_stuhlPassenderweise brauchte Andrea Imagefotos für eine geplante Lesereise. Um den Aufnahmen etwas mehr Pfiff zu geben, beschloss ich, nicht vor einem neutralen Hintergrund zu fotografieren, sondern eine unserer schwarzen Ziegelwände zu nutzen. Das klappte auch ganz gut, nur bei einem Foto mit rotem Kleid fühlte ich mich inspiriert die komplette Studioumgebung auszutauschen.

Das Motiv selbst ließ sich problemlos freistellen. Etwas kniffelig ist es immer, eine gute Perspektive für den Boden zu finden. Dafür gaben diesem die Schatten der Originalaufnahme einen realistischen Touch. Hierbei wurde einfach das Original- über das Fakebild gelegt, die Deckkraft etwas verringert und der Mischmodus „Multiplizieren“ angewandt. Und diese Methode hilft uns dann auch bei den Haaren.

Generell gilt: es ist witzlos zu versuchen, ein Motiv, welches vor dunklem Hintergrund fotografiert wurde in der Bildbearbeitung vor eine helle Wand zu setzen (und umgekehrt). Selbst wenn man es nicht mit (einzelnen) Haaren zu tun hat, wird man den Betrug an den Kanten rasch merken.

Im vorliegenden Fall wurde die freigestellte Person also vor eine dunkle Tapetenwand gegeben. Das Motiv wird dann auf zwei Ebenen aufgeteilt: in der Hinteren haben wir alle feine Härchen inklusive störendem Schwarz. Dieses wird bei der Verrechnung der Ebenen verschwinden. Vorne bleibt das Motiv, bei dem der Hintergrund (und damit auch die feinen Härchen) komplett ausmaskiert wurde.

haare_schoenDas Ganze im Detail:

A: die feine Haarstruktur mit dunklem Hintergrund
B: das freigestellte Motiv, dem die feinen Haarstrukturen fehlen
C: beide Ebenen gemeinsam eingeblendet
D: die untere Ebene auf den Mischmodus „Negativ multiplizieren“ gesetzt

Voilà – wir haben ein Ergebnis!
Zur Veranschaulichung und Konzentration auf den relevanten Bereich habe ich bei A das Gesicht komplett ausmaskiert. Es kann aber in der Bearbeitung gerne dabei bleiben und würde beim Multiplizieren der Ebenen einfach geisterhaft durchscheinend werden. Deshalb brauchen wir darüber Ebene B. In der Regel muss die multiplizierte Ebene auch in der Helligkeit noch ein wenig angepasst und etwas dunkler gesetzt werden.

Auf die gleiche Art und Weise habe ich auch bei meinem Bild „Der Magier“ gearbeitet – dort wurde die Person vor Weiß fotografiert und die Haarstruktur dementsprechend mit „Multiplizieren“ verrechnet.

Mit den Mischmodi haben wir in Photoshop und Co also eine Möglichkeit solch haarige Probleme rasch und unkompliziert zu lösen.

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Tage in Prag oder »Nightingulls«

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Prag stand schon länger auf der Liste meiner Reiseziele. Ende November war es dann soweit: zum einen, weil die „Goldene Stadt“ zu dieser Zeit weniger von Touristen überlaufen ist, zum anderen, weil ich ohnehin eher eine düstere und kafkaeske Stimmung einfangen wollte, als es in den Sommermonaten möglich gewesen wäre. Schon vor Reisebeginn hatte ich daher die Idee in sehr entsättigten Farben zu arbeiten oder in Schwarzweiß. Und letzteres wurde es dann zum großen Teil auch.

Prag ist voller Motive und Widersprüchlichkeiten. Teils groteske Statuen, alte Bauwerke und dazwischen das pulsierende, moderne Leben. Shops zwischen Kunst und Kitsch, hübsch und glitzernd hergerichtet, inmitten von graffitibesprühten Fassaden. Lokalitäten wohin man blickt, vom traditionell aufgezogenen Touristengasthaus (davon gibt es viele) bis hin zu kleinen, versteckt liegenden Cafés mit gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre. Kafka-, Film- und Absinthmuseum; Galerien (oft dem Kitsch verhaftet) und Kunstausstellungen sowieso. Es lohnt sich also, durch die Straßen zu streunen und die Augen offen zu halten. Und das vor allem abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Ein paar dieser Stadtbetrachtungen gibt es am Ende des Beitrages. Zuerst führten mich meine Schritte jedoch zu einem eher traditionellen Ort: hinauf zum Letná Park. Dort, wo früher ein Stalin-Denkmal stand und sich heute das Prager Metronom befindet, belohnt uns der Aufstieg mit einem der schönsten und wohl klassischsten Blicke über die Stadt und seine Brücken.

Die folgenden Abende gehörten dann immer den Uferbereichen der Moldau. Von der östlichen Seite hat man den besten Blick Richtung Prager Burg – die Anzahl der Touristen, die sich entlang der Geländer mit Fotoapparaten reihen, bestätigen das. Dabei entstand auch eines meiner Lieblingsbilder der Reise:

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Nightingulls

Für diese Aufnahme erwies sich mein flexibles Stativ von Vorteil: der Schlafplatz der Möwen befindet sich in etwa auf gleicher Höhe mit dem Gehsteig. Man kann also (schnappschussmäßig) auf sie hinab fotografieren, sich hinlegen, oder – wenn es die Ausrüstung zulässt – die Mittelsäule verkehrt herum montieren, und die Kamera kopfüber knapp über dem Asphalt schweben lassen. Damit befindet man sich auf Augenhöhe mit dem Motiv und hat dabei die beleuchtete Karlsbrücke und die Burg als Hintergrund. In der Bearbeitung stellte ich den Weißabgleich „links auf Anschlag“, um die Farbe der Vögel relativ neutral zu bekommen und holte den nun deutlich blauen Hintergrund mittels Verlaufsfilter ein wenig in eine wärmere Farbtemperatur zurück. Den dabei entstandenen, fast gemäldeartigen und leicht surrealen Look, sowie den Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund mag ich sehr. Eine Bearbeitung mit einheitlicherer Farbgebung wirkte dagegen fast langweilig und wurde rasch wieder verworfen.

Das Bild vom Nationaltheater (das letzte der nachfolgenden Serie) entstand auf der „Schützeninsel“ (Střelecký ostrov), die sich ein Stück weiter südlich befindet. Direkt unterhalb der „Brücke der Legionen“ (Most Legií) ist natürlich auch dieses Fleckchen ein beliebter Photopoint.

Will man die Karlsbrücke (fast) menschenleer erleben, empfiehlt es sich früh aufzustehen. Aber schon in der Dämmerung, noch vor Sonnenaufgang, tummeln sich hier die ersten Fotografen. Mittels Graufilter und langen Belichtungszeiten kann man die eine oder andere Person verschwinden lassen, aber natürlich gibt es auch welche, die selbst mit Stativ längere Zeit an einem Platz verweilen. An meinem zweiten Morgen auf der Brücke machte ich aus der Not eine Tugend, als ich einen klassisch gekleideten Asiaten entdeckte, den ich unbedingt am Bild haben wollte. So lernte ich Teruyuki aus Japan kennen, mit dem ich noch ein paar nette Worte wechselte und Bilder austauschte. Das vorletzte Bild zeigt schließlich den stetigen Menschenstrom, der tagsüber auf der Brücke herrscht.

Zwischen all den Aufnahmen darf natürlich auch das Kulinarische nicht zu kurz kommen. Ich denke, richtig schlecht essen kann man in Prag nicht. Und wenn man sich ein wenig umschaut bekommt man richtig gute Qualität zu günstigen Preisen (Tripadvisor ist hierbei auch immer einen Besuch wert). Bevor der aktuelle Beitrag nun mit ein paar allgemeinen Stadtbildern endet, noch ein paar meiner Erfahrungen:

  • Klub Lávka / Novotného lávka 201/1
    Modern eingerichtete Bar und Restaurant unterhalb der Karlsbrücke (der Baum ganz rechts im Bild der „Nightingulls“ steht vor dem Lokal); für die sehr gute Lage günstige Preise und sehr gutes Essen. Das „Roasted Pork“ war eines der besten, das ich in Tschechien je gegessen habe
  • Crazy Cow Steakhouse / Dlouhá 8
    Zentral gelegen, dafür auch günstige Preise und sehr gute Steaks
  • Carmelita / Újezd 31
    Ein italienisches Restaurant, muss bei mir wohl immer dabei sein; kaum zehn Minuten von der Karlsbrücke entfernt in der Prager Kleinseite (Malá Strana); sehr gute Qualität und günstige Preise
  • Café Arieta / Karlova 25
    In einer kleinen Seitengasse mit viel Kunst und Kitsch und weiteren Cafés gelegen, entdeckte ich dort sehr schöne Schwarzweiß-Fotografie an den Wänden. Das Lokal ist klein, sehr(!) nüchtern eingerichtet, aber der Kaffee ist gut, und wegen der wechselnden Fotoausstellungen einen Besuch wert.
  • Tricafe / Anenská 3
    Unweit der Karlsbrücke, und doch abseits der Touristenpfade; sehr guter Kaffee und diverse Kuchen in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre; fast ein Pflichttermin
  • BV Café / Malostranské nábř. 563/3
    Ebenfalls sehr guter Kaffe und Kuchen; gehobenere Wohnzimmeratmosphäre; im Vergleich jedoch doch teurer als die meisten anderen Cafés.Gleich daneben findet sich mit dem Samarkand ein original usbekisches Restaurant, das ich leider nicht besuchen konnte, aber von dem man auch nur gutes liest und hört. Das nächste mal dann …

Prag … hope to see you soon!

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Liveview-Knipser oder Warum ich Konferenzen mag

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Ich mag es, auf Konferenzen zu fotografieren. Natürlich gibt es auch dort Fixpunkte wie Redner und Pressefotos, aber letztendlich bewegt man sich wesentlich freier als vergleichsweise bei einer Hochzeit. Und der Moment, wo dort  der Ring angesteckt wird, ist rasch vorbei – einen Keynote-Speaker findet man über einen längeren Zeitraum am Rednerpult und man hat mehrere Chancen, ihn in einer guten Pose zu erwischen.

Was ich aber wirklich an Konferenzen mag, sind die Momente zwischen den Vorträgen, wo es darum geht, ein wenig von der Stimmung drumherum einzufangen. Dabei ist es fast ein wenig wie in der Naturfotografie: die richtigen Plätze finden und den richtigen Moment. Unauffällig sein, lauern und  Geduld haben. Und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, das Foto machen. Die stimmungsvollsten Aufnahmen passieren dabei natürlich, wenn der Fotograf im Hintergrund bleibt und nicht wahrgenommen wird. Dazu später noch die Story zum Titelfoto, das eines meiner liebsten ist. Nicht weil es das Außergewöhnlichste dieser drei Tage ist, aber einfach aus dem Grund, wie es entstanden ist.

Zuerst aber vielleicht noch ein paar Worte, welche Objektive ich bei einer Konferenz verwende. Normalerweise setze ich bei Shootings ja am liebsten auf lichtstarke Festbrennweiten, aber in Reportage-Situationen bin ich doch gerne ein wenig flexibler:

  • ein Standardzoom 24-70/28-75mm, halbwegs lichtstark (f2.8)
    als Allrounder und wenn es in den Vortragsräumen etwas weitwinkliger sein soll
  • mein geliebtes 135mm f2.0
    in dem Fall am Vollformat am liebsten mit 1.4x-Telekonverter, um die angesprochene Distanz zu wahren; Kollegen verwenden hier auch gerne ein 70-200mm oder das 200mm f2.0; bei der Telekonverterlösung schätze ich, dass ich so ohne viel Zusatzgepäck zwei Linsen auf einmal habe (nützlich für Mitabeiterportraits, die zwischendrin entstanden, wo ich auf die unverfälschte Qualität des 135ers zurückgreifen konnte)
  • ein 50mm
    dieses benutzte ich vor allem für gestellte Pressefotos mit einer oder mehreren Personen oder auch in Vortragssituationen, wenn ich den Redner mit Publikum ablichten wollte

Mit diesen drei Objektiven komme ich mit einer relativ kleinen Tasche aus und kann mich rasch und flexibel am Ort des Geschehens bewegen. Blitz versuche ich so weit als möglich zu vermeiden. Die Bühnen sind ohnehin gut ausgeleuchtet und wenn man unauffällig sein will, ist Geblitze nicht unbedingt von Vorteil. Der Kunde dankt es einem. Einzig und allein bei den gestellten Presse- bzw. Portraitfotos kam der Blitz (wenn nötig) zum Einsatz. Oft sorgte auch eine große Fensterfront für ausreichendes und angenehm weiches Licht.

Das angesprochene Titelfoto entstand während einer Kaffeepause. Der junge Mann setzte sich mir gegenüber an den Nebentisch und klappte seinen Laptop auf. Ich mochte das Motiv vom ersten Moment an: das „Model“ war hip, farbig war alles stimmig Ton in Ton und die bunten Aufkleber setzten ein paar Akzente. Die Tasche im Vordergrund stört(e) mich ein wenig, aber wenn ich versucht hätte, das ganze in Szene zu setzen, wäre die Natürlichkeit flöten gegangen. Ebenso wenn ich meine Kamera hochgerissen und ans Auge gehalten hätte. Vermutlich hätte er mir noch freundlich zugenickt, aber dann wäre es ein gestelltes und vermutlich verkrampfteres Foto geworden.

Ich saß also da, hatte ein Bein über das andere geschlagen. Zog dann die auf den Tisch abgelegte Kamera vorsichtig zu mir und legte sie mir auf mein Knie. Nahm einen Schluck Kaffee. Tarnen und täuschen – wie in der freien Wildbahn. Der bei manchen Kollegen verpönte Liveview zeigte mir zu meiner Freude, dass der Bildausschnitt perfekt passte. Ich schielte vorsichtig auf den Bildschirm. Mit der Lupenfunktion konnte ich problemlos auf die Augen des Gegenüber scharf stellen. Ich mag die moderne Technik! Dann musste ich das Ganze nur noch mit dem Knie leicht ausbalancieren, kurz stillhalten und … Klick!

Und vor allem wegen solcher kleinen Momente mag ich Konferenzen …

Kleiner Teaser: das nächste Mal gibt es voraussichtlich ein wenig Reisefotografie… bis dahin: gut Licht!

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Herbstzeit mit Carina

Deep Thought

Deep Thought

Nach längerer Pause gibt es gleich zwei Gründe für ein neues Posting: der Herbst hält Einzug, und es gibt neue Kameratechnik in meinem Haus.

Ich bin vor kurzem auf eine digitale Kleinbildkamera (umgangssprachlich auch „Vollformat“) umgestiegen, und die wollte natürlich standesgemäß ausgeführt werden. Also die bezaubernde Carina kontaktiert und mit ihr zwei Stunden durch die Parks gezogen.

Meine Zweitkamera mit APS-C-Sensor gibt es natürlich weiterhin; im Makro- und Telebereich bringt diese durch ihren „Crop-Sensor“ Vorteile mit sich. Dafür schwächelt sie ein wenig bei höheren ISO-Stufen (wobei das heutzutage alles Jammern auf hohem Niveau ist) und hat etwas weniger Freistellungspotential. Und damit gleich zu den Hauptunterschieden:

Sensorgröße:
Als ich einem Bekannten über erwähnte, dass die neue Kamera einen größeren Sensor habe, meinte er spaßeshalber: „Und passt dann da mehr Bild drauf?“ Aber eigentlich entspricht der gut gemeinte Witz der Realität (siehe „Crop-Faktor„). Obwohl mir der Umstand schon vorher bewusst war (und ich tw. damit schon gearbeitet hatte), überraschte es mich doch, wie viel weitwinkliger meine Objektive plötzlich waren, auf die ich gut eingeschaut bin.

100%-Sucher:
Der Sucher ist größer und heller als bei meiner alten Kamera. Das  ist schon mal von Vorteil. Zu beachten ist allerdings, dass alles was ich im Sucher sehe auch genau am Bild ist. Bei Suchern mit einer geringeren Abdeckung ist letztendlich am Foto selbst immer ein wenig mehr drauf – und unbewusst gewöhnt man sich daran. Früher konnte man vielleicht darauf hoffen, dass bei einer schlampigen Komposition mit abgeschnittenen Zehen, diese am finalen Bild doch noch drauf sind – jetzt sind sie definitiv weg. Und eigentlich ist es in Zeiten von 20 Megapixeln und mehr pro Foto ja kein Problem, doch ein wenig weiter zurück zu gehen, aber man will halt trotzdem nichts verschenken …

Traumkombi:
Das mir mein 135mm-Objektiv ans Herz gewachsen ist, habe ich ja auch an anderer Stelle schon kund getan. In Verbindung mit der Vollformatkamera lässt es so richtig seine Muskeln spielen. Die meisten der hier gezeigten Fotos sind in dieser Kombi bei Offenblende entstanden. Der Autofokus sitzt am Punkt, und alles was abseits davon liegt verschwindet rasch in einer sehr angenehmen Unschärfe. Für andere Anlässe und Motive kann die geringe Schärfentiefe natürlich auch von Nachteil sein (Motto: „Abblenden hilft!“) – hier passt es perfekt.

Fazit: ich bin zufrieden. Mit der neuen Technik, aber natürlich auch mit dem Model (ohne das geht gar nichts) und dem Ergebnis dieses Herbstspazierganges. Die letzten beiden Galeriebilder zeigen übrigens einen Vergleich zwischen 85mm und 35mm Brennweite … enough said…

Model: Carina Prumetz

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Easy Living

Easy Living

Sonnenuntergang inmitten von südsteirischen Weinhängen

Und heute mal zu etwas komplett anderem: Architektur.

Unterwegs in der Südsteiermark. Freunde und Geschäftspartner haben in ihr Wochenendhaus an der slowenischen Grenze geladen.
Alles fing harmlos an.
Mit dem Satz:

Wenn Du kommst, können wir ja auch ein paar Aufnahmen vom Haus machen.

Ich hätte es besser wissen müssen. Was mit der Titulierung „Ein paar Aufnahmen“ anfängt, hört meist an einem ganz anderen Punkt auf. In dem Fall wurde es fast zu einer „Schöner Wohnen-Fotostrecke“. Bei offiziellen Aufträgen bin ich ja schon sehr vorsichtig geworden und versuche zu Beginn die Leistungsbeschreibung so genau wie möglich zu definieren. Hier, wo das ganze vergleichbar mit einem TFP-Shooting war, und die konzentrierten Aufnahmeblöcke von gemütlichem Beisammensein, vorzüglichem Weißwein und Rindersteaks vom Grill unterbrochen waren, ging das ganze schon in Ordnung für mich.

Nur gut, dass auch B. mit von der Partie war. Während ich mich im Ultraweitwinkel-Bereich (viele Fotos entstanden mit 12mm am Crop-Sensor) im Inneren austobte, fing er einige Außenaufnahmen und Detailshots ein. Und natürlich ist eine zusätzliche Hand nie ein Fehler, wenn es ums Umstellen und Zurechtrücken geht.

Rein technisch wurden – vor allem bei den Tagesaufnahmen – teilweise Belichtungsreihen geschossen, weil der Dynamikumfang deutlich zu groß war und man bei den großen Fensterflächen im Außenbereich ausgebrannten Himmel und überbelichtete Natur vorfand. Bei anderen Aufnahmen waren Korrekturpinsel und Verlaufsfilter von Lightroom nützliche Tools, um den vollen Dynamikumfang aus den RAW-Files herauszukitzeln.

Vorher / Nachher – das RAW-File enthält genügend Information, um ohne Belichtungsreihe auszukommen

Vorher / Nachher – das RAW-File enthält genügend Information, um ohne Belichtungsreihe auszukommen

Im nebenstehenden Beispielsbild wurde der Himmel mittels Verlaufsfilter abgedunkelt, der Vorderbereich etwas aufgehellt. Außerdem ergab sich damit die Möglichkeit die Farbtemperatur selektiv anzupassen: so wurde der Himmel mehr ins bläuliche, der Vordergrund etwas ins rötliche verschoben. Die Landschaft wurde mittels Korrekturpinsel ein wenig aufgehellt und mit mehr Sättigung versehen.

Für die weitwinkeligen Innenaufnahmen war das Upright-Werkzeug („Automatische Perspektivenkorrektur“) des öfteren nützlich; bei manchen Aufnahmen kam auch das „händische“ Transformieren-Werkzeug von Photoshop zum Einsatz.

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The Assassinator oder Inspiriert von Hollywood

The AssassinatorDa saß ich also unlängst halb gelangweilt vor Netflix, um mir eine Folge einer meiner aktuellen Lieblings-Actionserien anzusehen. Also gelangweilt war ich allgemein, nicht von der Serie, sonst hätte ich ja gleich Rasenmähen können. Ich saß also halb gelangweilt da, als die Szenerie in eine Rückblende wechselte, und ich mich plötzlich überrascht aufrichtete.

Was ist das für ein geiles Licht, schoss es mir durch den Kopf, als der Protagonist – zu diesem Zeitpunkt der Serie angehender Auftragskiller im Dienste der Regierung – in einer Art Verhörszene allein durch die Lichtführung entmenschlicht wurde, um seine Profession zu unterstreichen.

Was soll ich sagen: ich war inspiriert und wollte Fotos in einem ähnlichen Licht-Setting machen. Dazu brauchte es dann vor allem das richtige Model. Stuntactor Joe Tödtling war dankenswerterweise gleich an Bord, als ich ihm vorschlug „böse Fotos“ zu machen.

Also auf zu B. ins Studio, wo ein fettes Galgenstativ steht, mit dem wir hart von oben beleuchten, und die Augen in dunklen Höhlen verschwinden lassen konnten. Im Großen und Ganzen funktionierte das ganze mit dieser einen Lichtquelle bereits. Um den Körper dann noch ein wenig mehr herauszumodellieren gab es zusätzlich eine schmale, langgezogene Softbox, die von weiter hinten von oben nach unten Richtung Schultern blitzte.

Die Hintergründe wurden dann in der Bearbeitung eingefügt.

Model: Joe Tödtling

The Assassinator

The Assassinator

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